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R.I.P. oder: Wer folgt den Urvätern des Rock?

Da macht man sich schon Gedanken, ... Gedanken um den Nachwuchs ...

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Jeden Monat scheinen es weniger zu werden. Die Urväter des Rock sterben so langsam, aber sicher aus.
Einige haben es ja früher geschafft unsterblich zu werden und sind dem Leitsatz „Hope I die, before get old“ gefolgt. Gerade im November wurde in der Fachwelt wieder viel spekuliert, wohin sich die Rockgitarre entwickelt hätte, wenn Jimi Hendrix seinen 70sten Geburtstag erlebt hätte.

Ich, als Jahrgang ´61er, habe die Auflösung der Beatles nur am Rande meiner Grundschulzeit mitbekommen und da meine Eltern sich nicht zu deren Fans zählten und popmusikalisch große Schnarchnasen waren, schien die Trennung der Fab Four nicht so schlimm zu sein.
Das, was heute durch die Dauerberieselung von MTV und VIVA für die Verbreitung von Musik getan wird, hat damals in Deutschland durch die wöchentliche Dosis „Beat-Club“ stattgefunden..... und das spaltete doch schon die Nation in ARD-Sportschau-Lager und „ Halbstarken/Hippies“

In den frühen 70ern kamen dann noch die Soundteppiche von Bands wie Pink Floyd und die Hard Rock-Fraktion war mit Sounds a lá Deep Purple beschäftigt.
Instrumental und soundprägend, wirklich prägend, war meiner Meinung nach 1980 der Kuchen gegessen.
Alles, was heute die Menschen der Jahrgänge ´55 bis `75 als „Rock-Musik“ kennen gelernt haben, benutzen die Sounds der Instrumente, die zwischen ´50 und ´80 erfunden wurden. Angefangen bei der Telecaster bis zum Keyboard mit Sampler..... Mit dem Klang einer Solidbody E-Gitarre gewöhnte sich das breite Publikum erst richtig Mitte der ´50er ... und dieser Klangcharakter ist heute aktueller denn je. Wie wäre sonst der Vintage-Boom zu erklären ?

Aber die Musiker, die diese unverwechselbaren Sounds geprägt haben, sterben einer nach dem anderen. Wer ersetzt Soundgebilde und Typen, wie Santana, Knopfler, Clapton, B.B. King, Rolling Stones ..... ? Zwei Töne hören und sofort den Künstler erkennen.... Gruppen und Künstler, die Stadien füllen und das Publikum aus drei Generationen von Fans zusammen gesetzt ist!
Leute mit Wiedererkennungswert .... die es wert sind !!! John Lennon hatte Recht : Die Beatles waren bekannter, als Jesus !
Wenn man bedenkt, welche, meiner Meinung nach, wichtigen Künstler in den letzten Jahren gestorben sind, ohne dass wirklicher „ Nachwuchs“ nachrückte, kommt man ins Grübeln. ... und geht man von einer normalen Lebenserwartung aus, stehen bald einige für eine Harfe, anstelle der Gitarre auf der Liste.
Auch bei den Instrumenten ist keine wahre Evolution bemerkbar. Zwar schöpft man die digitale Datenverarbeitung aus, aber wozu :
....um aus einem Amp oder Bodentreter die gesampleten Sounds eines 4x10 Bassman oder AC 30 zu bekommen ...und auf den großen Bühnen steht eine Hammond B3 mit gedrechselten Beinen.
Gitarren werden auf alt getrimmt, Pickups sind umso teurer, je älter sie klingen. Ich sehe nicht gerade neue Meilensteine der soundprägenden Technik, sondern höchstens, das Musizieren vereinfachende Gimmicks, wie sich selbststimmende Les Pauls. Da kommt kein Sound mehr aus den Fingern sondern aus einem Chip.

Heute muss sich ein junger Mensch nicht durch viele LP´s hören und rätseln, wie sein Idol den Sound und Stil hinbekommt. Er wählt das passende „ How to play ..xy „ bei „youtube“ oder die Tabs bei „ultimate guitar“ und kopiert nur ... kopiert die Kopie der Kopie ! Dabei stößt er aber genauso wenig auf die Möglichkeit seinen eigenen „Ton“ zu finden...
Ich sehe auch keine Band, wie z. Bsp. Die „Yardbirds“, die mal eben Gitarristen-Legenden wie Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page hervorgebracht hat.
Ebenso wenig eine Musiker-Szene, wie damals in London, wo jeder mal irgendwie mit einem oder anderen, ..bei einer Session, im Studio oder bei den unzähligen Ballroom-Concerts oder, oder, oder .....
Da ist keine Aufbruchstimmung wie in der Nachkriegszeit, die den Rock ´n Roll in den USA hervorgebracht hat. Genauso wenig eine Protestwelle, wie zum Vietnamkrieg, die das Establishment hinterfragt hat. Leute, wie Dylan, Neil Young, Zappa hatten eine nach Antworten fragende Masse hinter sich,.... Wer singt denn heute über Lobbyisten und schreibt Songs gegen Lehmann Bros. Oder Goldman Sachs.
Ich habe das Gefühl, es gibt keinen wirklichen Nachwuchs in der Musikbranche, ..weder bei den Instrumenten, noch bei den Künstlern.

Ich stelle meine Meinung gerne zur Diskussion.

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