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Solidbody und „Schwingen“?

Oktober 2011

Warum wurde eine Brettgitarre erfunden? - weil die dickbauchigen Bigband-Gitarren, ausgestattet mit den ersten Tonabnehmern, ab einer gewissen Lautstärke um die Wette Rückkopplungen produzierten.
An einer Solidbody soll eben dieser physik. Effekt des hohlen Korpus vermieden werden und da fordern schon wieder die Besitzer einer künstlich vermackten Paula eine „hauchdünne Vintage-Nitro-Lackierung“, weil sonst ihre neue E-Rupfe nicht „schwingt“, „den angestrebten Gary Moore-Tone erzeugt, nachdem ihre Top 40-Band schon soooo lange sucht!“, hauchdünn Schwingen bei einer Brettgitarre?
Physikalisch sollte man hier besser von Resonanzen und der Dämpfung von Frequenzen reden und da die, je nach Holzart unterschiedlich sind, klingt die eine Brettgitarre eben mehr so, oder eben so. (...nur die einfache Erklärung)

Aber bitte, bitte nicht sagen: „man höre sofort, dass eine dünne Nitrolackierung freier schwinge!“
Bei einer Brettgitarre mit geschraubtem Hals, beim Abrauchen der 4 x 12“ mit den schönsten AC/DC- Riffs zur Adventszeit.

Ich mag die dicke Polyester-Beschichtung auch nicht, sondern eine angemessene Lackierung, die das Holz vor Umwelteinflüssen schützt und seine natürliche Schönheit betont.
Auch wenn es farbig, sprich deckende Lacke, wird: Porenfüller, eine klare Grundierung und dann weiße Grundierung. Danach zweimal dünn die gewünschte Farbe. Dann folgen mehrere Schichten Klarlack, besonders an den Kanten des Korpus. Zum Beispiel muss man die Rundungen eines Stratbodys öfters lackieren, da man sonst beim Lackschliff vor dem Polieren Gefahr läuft, in die Farbschicht zu schleifen.

ABER: Der dünnste Lack macht aus schlechtem Holz genauso wenig eine ´58 Burst, wie ein Karbon-Kotflügel aus einer 2 CV „Ente“ einen Formel 1- Boliden.

Nur, der Mensch ist halt faul und versucht immer wieder durch Vorspiegeln falscher Tatsachen die Wahrheit zu verbiegen! Er arbeitet nicht an seiner Spieltechnik, sondern versucht sich durch den Kauf des XY-Signature-Models auf direktem Weg in die „Rock´n Roll Hall of Fame“ zu katapultieren. Halbwissend unterstützt von den Homepage-Aussagen der Produzenten.

Irgendwie erinnern mich solche Gedanken an die Zeit, als tennisspielende Schulfreunde ihre Schädel mit Frottee-Stirnbändern nachrüsteten und glaubten, ihr Topspin oder die Rückhand wäre jetzt der von Björn Borg ähnlicher.

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