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Viermal Tigerstreifen nach Maß

In 2014 entstanden in meiner Werkstatt 4 E-Gitarren im Stil der Les Paul ... Wie und Warum

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Der Hersteller mit dem großen G..... hat dieses Thema in den letzten Jahren reichlich mit zig Reissues-Modellen behandelt und verwurstet. Da wurde in den alten Produktionsunterlagen geforscht, alte Instrumente vermessen, geröntgt, die alten Zulieferer aus ihren Gräbern geholt, um als Zombie noch mal die original Anilinbeize anzurühren ...

Herrlich, dieses Fachsimpel-Getue von außen zu beobachten. Das große G... kopiert sich selbst und jede Reissue soll genauer, originaler, näher am Original sein als die Letzte. Also waren alle Vorgänger-Reissues (teilw. für lächerliche 7.000 € und mehr) alle keine guten Reissues, oder wie jetzt?

Welche Parameter machen denn die gesuchten „Bursts“ von ´58 bis´60 aus ? Der Sound? Ich stelle die Behauptung auf, dass 99,9% der Burst-Anbeter den Klang der ´59 gebauten Les Paul Standard noch nie selbst solch einem Instrument entlockt haben. Also, sich mit so einer Gitarre vor einen Vox, Marschall oder ähnl. gesetzt haben und von clean bis guter, warmer Röhrenverzerrung das Ding studiert haben. Ich habe es jedenfalls noch nicht geschafft!

Ein Les Paul Standard Modell sollte aus „tragbarem“ Korpusholz sein, so unterhalb 4 kg. Das Swietenia macrophylla, dem großblättrigen Mahagoni, welches damals verarbeitet wurde, ist heute so gut, wie nicht mehr im Handel. Hätte mein Händler leichtes, mittelamerikanisches Mahagoni anbieten können, würde es über 6.000 - 8.000 €/m³ kosten. Manchmal bekommt man leichtes Khaya, eine afrikanischem Mahagoni ähnliche Holzart.

Ich habe mich für Cedro entschieden. Dieses Holz wurde auch von Gibson zu Zeiten verwendet, als mal Honduras Mahagoni knapp war. Spanische Gitarrenbauer haben dieses Holz schon zu Zeiten Torres´ für die Hälse benutzt. Ich habe schönes Material bei meinem Holzhändler gefunden, welches nachweislich vor 1996 dort gelagert war. Im Sommer 2013 habe ich es eingeschnitten, ausgehobelt und wenn nötig auf Breite verleimt. Wenn der Rohling breit genug war, blieb der Korpus einteilig. Da, wo ich verbreitert habe, liegt die Leimfuge so in der Maserung, dass sie nicht auffällt. Cedro hat fast gleiche Klangeigenschaften wie Swietenia und ist verwindungssteif. Außerdem ist es so leicht, wie das Cuba- und Honduras-Mahagoni, welches früher für die Paula verwendet wurde. Man kann also auf Gitarren unter 4 kg hoffen.
Das gleiche Material wie für den Korpus, kommt auch für den Hals zum Einsatz, plus einem Palisandergriffbrett mit Binding für Optik und Spielkomfort der Greifhand.
Besonderheit: Es besteht die Möglichkeit, dass der Kunde an seinem gewünschten Halsprofil aktiv mitarbeiten kann!

... und dann kommen wir zum „Spritzgebäck“ : Der Ahornaufleimer!

Dem Les Paul-Ton ist es vollkommen egal, ob es eine Top-10 oder eine schlichte, glatte Maserung ist. Selbst, ob es ein gefladertes Seitenbrett oder eines mit stehenden Ringen ist: Dem Ton ist das so ziemlich egal!
Aber ich wette mit Euch: Da wird wieder einmal mit den Augen gehört und sonst gar nichts. Schaut man sich die Messkurven aus renommierten physikl. Laboren an, die Les Paul Korpen mit Riegelahorn gegen schlichte Decken getestet haben, sieht man keine wesentlichen Unterschiede. Und diese Unterschiede können auch noch bei den Testreihen von den verschiedenen Dichten oder der Ahornart abhängen. Oder von der Qualität der Leimfuge, oder, oder ... ! Vom Faserverlauf her betrachtet, müsste die gerader verlaufende Faser des schlichten Ahorns eine Resonanz besser leiten, als der wellige, kurzfaserige Riegelahorn.

Aber was wäre eine L.P. aus den begehrten Jahrgängen OHNE Tigerstreifen?
Die Amis sind ganz verrückt nach wilder Ahornmaser,... die Formel scheint zu lauten : Je mehr quilted maple (Wölkchenahorn), desto mehr Sound!
Ich habe vier Celloböden, die aus den ´70ern stammen. Die Rohlinge hatten Wuchsfehler oder Farbfehler an Stellen, die sie für den Cellobau unbrauchbar machten, aber von Maß her für die kleine L.P. - Decke ausreichend sind. Alle sind schön geriegelt und furztrocken.

So, die Sache mit dem Holz ist geklärt.

Die Kopfplatte ist in ihrer Form vom großen G ... geschützt. Also werde ich die Form meiner Akustik auf das Maß verkleinern, welches in seiner Masse der einer Les Paul Kopfplatte entspricht. Die Frontseite bekommt mein Logo und wenn gewünscht, einen Entwurf des Käufers.

Die Kopfplatte wird auf Höhe des 2. Bund angesetzt. Einteilige Hälse sind bruchanfälliger und außerdem Holzverschwendung.
Der Hals-/Korpusübergang wird durch den üblichen langen Zapfen, der bis in die Fräsung des Hals-PU reicht.
Das Griffbrett wird aus Ostinder Palisander oder auf Wunsch auch aus anderen Hartholz. Griffbretteinlagen werden die üblichen Kronen werden. Allerdings nicht aus Perloid, sondern aus echtem Perlmutt oder Abalone. Sonderwünsche sind möglich.
Als Bunddraht kommt 2,5 mm x 1,1mm (BxH) zum Einsatz. Dieser kommt dem alten Gibsondraht recht nahe. Wenn Medium Jumbo gewünscht ist : Auch kein Problem.
Das Griffbrett wird, wie obere Korpusrand mit cremefarbigem Binding eingefasst.

Hardware:

Die alte ABR-1 Tune-o-matic Brücke sollte man für einen guten Nachbau nicht verwenden. Die Böckchen lagen nicht vernünftig in ihren Nuten und der Regelweg für die Oktaveinstellung war auch zu kurz. Die Nashville Brücke, also die 14 mm zu 11mm der ABR war da schon besser. Aber die Verbindung zum Korpus bitte nicht mit diesen kleinen. 4 mm Gewinde-Stängchen! Die Dinger stehen nie gerade und positionieren die Brücke oft nicht symmetrisch zur Mittelachse. Häufig sind sie die Ursache für einen schrägen Saitenverlauf über Griffbrett und PU-Polen verantwortlich. Auch wenn die Fachsimpler mit Halbwissen wieder schreien:
„Über die kleinen Gewindestangen wird die Schwingung der Saite direkt an den Korpus weiter gegeben... !“ Wach werden! Energiesatz!! Wenn von der schwingenden Saite deren Energie gut in den Korpus abgeleitet wird, geht sie als Schwingung für unser geliebtes Sustain verloren! Wichtig sind zwei feste Auflagepunkte der Saite OHNE ein Ableiten der Schwingungsenergie in einen Korpus.
Ich bevorzuge Gewindehülsen, die ich präzise zur Mittelachse bohren kann. Die Gewindebolzen, die dort eingedreht die Brücke tragen, sind meiner Meinung nach die bessere Lösung. Ich werde die 2500er Brücke und das passende Stoptailpiece von ABM verwenden.
Sie ist aus Glockenbronze oder Alu gefräst und hochpräzise verarbeitet. Die Oberfläche ist vernickelt. Nickel ist mir in Verbindung mit Sunburst-Farbtönen lieber, als Chrom. Nickel hat einen ganz leicht gelblichen Touch, der besser mit den Honigtönen der Decke harmoniert.

Als Mechaniken sollen Schaller M6 in Nickel zum Einsatz kommen. Bei denen hat man die Möglichkeit die Flügel auch in Holz zu bekommen. Wer also möchte, dass das Kopfplattenfurnier mit dem Wirbelknopf gleichfarbig sein soll, ist hier gut bedient. Alle anderen passenden Mechaniken, klassische ST oder Grover sind natürlich auch möglich.

Elektrik:

Standardmäßig werden zwei Häussel Vintage ´59 PAF´s als Tonüberträger eingebaut, verdrahtet nach der fifties-wiring Methode. Also, das Poti hinter dem Schalter. Sonderwünsche in Sachen PU-Bestückung und Schaltung stellen kein Problem dar.

Oberfläche und Farben:

Alle Lackierarbeiten werden mit hochglänzendem PUR-Lack ausgeführt. Die Korpusrückseite und der Hals der Gitarre bleiben im Naturfarbton. Standardfarbton der Decke soll ein helles Icetea-Burst werden.
Aber da jeder L.P.-Liebhaber seine eigene Vorstellung von der Schattierung der Decke hat, ist die Farbgebung auf Wunsch möglich. (Fotos gibt es im Netz ja genug).

 

Daten:

Modell:     ´59 Les Paul style solidbody
Korpus:     Cedro mit gewölbter Riegelahorndecke
Hals:       Cedro
Griffbrett: ostind. Palisander
Einlagen:   Kronenform aus Perlmutt
Sattel:     Knochen
Mechaniken: Schaller M6 , nickel, Palisander-Flügel
Steg/Saitenhalter: ABM 2500 Set, nickel
Pickups:    Häussel PAF-Set
Elektrik:   2 x Vol.; 2 x Ton.; 3-fach Toggle
Oberfläche: PUR, hochglänzend
Koffer:     Hiscox
Grundpreis: 3.000 € / 1.000 € bei Bestellung, Restsumme bei Übergabe.

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